Neuer Wagen, neues Glück.

Der Weg zum Erfolg bei der Rallye Breslau 2019.

Das Unimog Racing Team aus dem Süden Deutschlands hat immer den Sieg im Blick. Im Jahr 2017 landeten die Offroad-Fans mit ihrem in Eigenarbeit umgerüsteten Unimog bei der Rallye Breslau auf Platz 1. Nach einem technischen Aus 2018 haben Fahrer Steffen Braun und sein Team 2019 wieder klar den Siegerpokal anvisiert. Und am Ende auch nach Hause geholt. Mercedes-Benz Special Trucks hat das Rennteam auf seinem Weg zur Rallye Breslau 2019 begleitet.

Erfolgreicher RennMog bekommt Nachfolger.

Nach dem Sieg der Rallye Breslau 2017 hatte sich das Unimog Racing Team rund um Fahrer Steffen Braun zum Neustart entschieden – mit einem neuen Wagen. Ziel dabei: die Geschwindigkeit erhöhen, die Gewichtsverteilung optimieren. Den Titel des RennMog I verteidigen.

Mit Tempo und Teamgeist

Unimog ist Pflicht.

Dass wieder ein Unimog als Basis genommen wird, stand dabei nie zur Diskussion. „Unimog ist Pflicht“, sagt Christian Koepke. „Der alte hat uns nie im Stich gelassen.“

Innerhalb der vergangenen zwei Jahre sind dann etwa 1.800 Stunden Arbeit in den Umbau des neuen RennMog geflossen. Fast nichts am Wagen ist noch so, wie es vom Band kam. Selbst das Fahrgestell haben die Eigenbauer vorne und hinten verkürzt.

Auf dem Mercedes-Benz Vorführgelände in Ötigheim durfte das Team ihren RennMog II ausfahren. Die Generalprobe zwei Wochen vor der Rallye.

Mittelmotor wird zum Herzstück.

Im Gegensatz zum normalen Unimog fährt der RennMog II mit einem Motor, der hinter der Fahrerkabine sitzt: dem sogenannten Mittelmotor. Er ist um 180° gedreht und funktioniert mit einem sonderangefertigten Wendegetriebe. Ziel des Ganzen: das Gewicht des Motors nach hinten verlagern. „Dadurch landet der Unimog nach Sprüngen auf den Rädern, und nicht auf der Schnauze“, weiß Steffen Braun.

Zusätzlich bringt der neue Motor mehr Leistung – um die 400 PS, etwa zehn Prozent mehr Geschwindigkeit und ein besseres Drehmomentverhalten: weniger schalten, schneller fahren.

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Vorbereitung ist alles.

2018 ging der „RM II“ schon einmal an den Rallye-Start. Und schied wegen Überhitzung einer Einspritzdüse vor Rallye-Ende mit Motorschaden aus. Überrascht waren die Rallyefahrer aus Eggenstein bei Karlsruhe allerdings nicht. Denn der Wagen kam direkt aus der Werkstatt auf die Piste.

 „Wir haben aus den Ereignissen des letzten Jahres gelernt“, sagt Christian Koepke. Deshalb wurde der reparierte RennMog II getestet, was das Zeug hält. Und für den Fall der Fälle hat das RacingTeam für die Rallye Breslau 2019 noch mehr Ersatzteile eingepackt – zum Beispiel stabilere Einspritzdüsen, Marke Eigenbau.

In der ersten Etappe zeigte sich, dass die Planung der Eggensteiner aufgegangen ist: wie 2018 überhitzte eine Düse, das Team fuhr den Tag über nur auf fünf Zylindern. Abends konnten aber die mitgebrachten Teile schon eingebaut werden.

Zitterpartie.

Zum Ende der vierten Etappe hatte das RacingTeam einen Vorsprung von 80 Minuten zum Zweitplatzierten, der eine Stunde lang im Schlamm stecken geblieben war. Und die Düsen funktionierten einwandfrei. Der Sieg – zum Greifen nahe. Ab jetzt galt: Vorsprung halten und ins Ziel kommen.

Dann der Riesenschreck: am Start der letzten Etappe fiel der sechste Zylinder wieder aus. „Die Etappe war von Anfang bis Ende ein großes Zittern“, erinnert sich Christian Koepke. „Weil das auch eine Riesenetappe war.“ 142 Wertungskilometer, etwa zweieinhalb Stunden Fahrtzeit – also über zehn Prozent der ganzen Rallye! – und alles nicht mit voller Leistung und der Angst, kurz vorm Ziel doch noch stehen zu bleiben. Wieder auszuscheiden.

Der Motor hat durchgehalten. „Es zeigt sich: Bei der Performance muss man keine 100 Prozent Leistung abrufen für einen Sieg“, sagt Christian Koepke.

Klarer Sieger.

Mit mehr als einer Stunde Vorsprung zu den sieben Unimog Konkurrenten fuhr der RennMog II schließlich über die Ziellinie. Ob das viel ist? Ja und Nein, erklären Christian Koepke und Steffen Braun. Einerseits kann man 60 Minuten Vorsprung schnell verlieren – durch ein technisches Problem, durch Strafzeiten, durch falsches Navigieren. Andererseits ist es sehr selten, dass ein Vorsprung so groß ist.

Viel oder nicht, für den klaren Sieg hat es allemal gereicht. „Das i-Tüpfelchen dabei ist“, sagt Christian Koepke, „dass es auch noch die Jubiläums-Rallye war.“

Endlich Zeit für Strategie.

„Die Performance des Unimog auf der Piste ist den Mitbewerbern deutlich überlegen“, bringt es Steffen Braun auf den Punkt. Und das ermöglicht taktisches Fahren – „die Performance lässt es zu, dass man zum Beispiel auf der Nachtetappe langsamer fährt, und den Zeitverlust dann tagsüber wieder rausholt.“ Oder dass man am Schlammloch die Zeit habe, den richtigen Weg zu finden. Um nicht wie die Konkurrenten im Matsch zu versinken, sondern einfach am Feld vorbeizufahren.

„Dass Konzept und die Technik funktionieren, macht uns immens stolz", sagt Christian Koepke.

Und wie geht es weiter?

„Vor zwei Jahren hat man uns belächelt“, erinnert sich Christian Koepke. Jetzt gilt der RennMog II als Vorbild: Viele Teams der Rallye Breslau überlegen, ihren Wagen mit Mittelmotor auszurüsten. Die Konkurrenz schläft also nicht. Dass das Unimog Racing Team aus Eggenstein trotzdem wieder aufs Treppchen will, ist klar. Ziel ist nun, den Motor stabil zu bekommen. Und das Gewicht weiter zu reduzieren.

Neben der Rallye Breslau würden die, wie sie sich selbst nennen, „Unimog Verrückten“ gerne mal zur Offroad-Rallye auf den Balkan. „Und irgendwann mal eine Wüstenrallye mitfahren“, das möchte Steffen Braun auf jeden Fall.

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